"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Mittwoch, 5. Juni 2013

Stadionalbum 28: Blöde Bundesligastadien

Früher, als Arena noch ein Fremdwort war, gab es sie öfter, die städtischen Mehrzweckstadien mit 3.000 bis 4.000 meist überdachten Sitzplätzen auf einer Haupttribüne, Laufbahn und weit vom Spielfeld entfernten Kurventribünen mit relativ flachen Stehplatzstufen. Die Kapazitäten reichten oftmals, unter früheren, lockereren Bestimmungen, an die 40.000 heran, vereinzelt auch mehr. Die Atmosphäre blieb oft steril, Stimmung kam hier kaum auf. Es handelte sich bei den jeweiligen Standorten auch überwiegend nicht um Fußballhochburgen.
Erst nach der Jahrtausendwende entstand in den Komunen eine Bereitschaft, in Stadien zu investieren, die keine Leichtathletikanlagen beinhalteten.


Die moderne Tribüne am oberen Bildrand machte das Stadion auch nur bedingt komfortabler. Wattenscheid blieb während der immerhin vierjährigen Erstligazugehörigkeit eine kaum wahrgenommene graue Maus. Allerdings konnte der Bochumer Stadtteilclub die Eintracht manchmal ärgern.

Immerhin zwei überdachte Tribünen aber dennoch Tristesse, vor allem im Vergleich zum heute daraus gewordenen Schmuckstück. Werder konnte hier immerhin viele Erfolge feiern, gehörte der Bundesliga in 49 von 50 Saisons an.

Trotz der vergleichsweise hohen und steilen Gegengerade erfüllt das Böllenfalltor genügend Kriterien für die Aufnahme in diese Liste. Zweimal je ein Jahr fand hier Bundesligafußball statt und durch die Erstligazugehörigkeit der Lilien gibt es mit Lothar Buchmann einen Trainer und mit Walter Bechthold einen Spieler, der für alle drei hessischen Vertreter in der Bundesliga tätig war.

Auch die "legendäre" Kampfbahn Rote Erde verdient sich in baulicher Hinsicht die Aufnahme in diese Liste. Die Ränge waren flach und weit, die Kapazität relativ klein. Nur daß dies schon vor dem Westfalenstadion eine gute Adresse im deutschen Fußball war.

Häßlich, unwirtlich, ein typisches DDR-Stadion, inklusive der charakteristischen Flutlichtmasten ("Giraffen"). Inzwischen durch Abriß und Neubau "verwestlicht".

Auch die wunderschöne Haupttribüne konnte das Wedaustadion nicht retten, zu zuschauerunfreundlich waren die Kurven. Auch in einem Schimanski-Tatort als Tatort verewigt, mit Dietmar Bär als Schurken, der als Chef eines gewaltbereiten MSV-Fanclubs den besinnungslosen Hauptkomissar nackt im Mittelkreis ablegt.

Westfalia Herne schaffte, obwohl 1959 und 1960  Westmeister bzw. Vizemeister, nicht die Aufnahme in die Bundesliga. Das Stadion wurde 1975/1976 dennoch erstklassig, da Bochum während des Umbaus an der Castroper Straße hierher auswich.

Das Bochumer Stadion vor seinem Umbau in ein reines Fußballstadion. Großen Fußball gab es hier selten, für den VfL wurde quasi der Begriff "graue Maus" erfunden.

Das Waldstadion, allerdings nur das Homburger. Mit dem erstmaligen BL-Aufstieg des FC Homburg 1986 konnte das Saarland (wie Hessen) auf drei Bundesligavereine verweisen. Homburg war insgesamt drei Spieljahre im Oberhaus, kam nie über die Rolle des Abstiegskandidaten hinaus und ging nur durch die umstrittene Kondomwerbung in die Geschichte ein. Bezeichnend: der DFB, in dessen Stadien für Spirituosen und Bier geworben wurde, untersagte die Trikotwerbung für "London", während die Bundesregierung in einer AIDS-Präventionskampagne für den Gebrauch von Kondomen eintrat. Der von alten Säcken regierte DFB ohne Instinkt. Noch bemerkenswert am Homburger Waldstadion: In einer Begegnung dort zog sich Eintracht-Torhüter Hansi Gundelach eine Gehirnerschütterung zu und torkelte durch den Strafraum wie weiland Zeman im Halbfinale von Basel nach seinem Sonnenstich. 5:2 für Homburg!

Karlsruhe, Wildparkstadion. Einst waren hier über 50.000 zugelassen. Anders als viele andere Vertreter der hier gewürdigten Stadiongattung war Karlsruhe als Schüssel in den Boden eingelassen, sonst passt alles.

Nochmal Karlsruhe. Weil es voll doch ganz schön aussieht.

Die Grotenburg-Kampfbahn, Heimat von Bayer 05 Uerdingen, die als erste das Bayer-Kreuz in die Bundesliga brachten. Beim ersten Bundesligaaufenthalt der Uerdinger 1975/76 noch ohne die überdachte Tribüne im Vordergrund.

Als Leverkusen 1979 in die Bundesliga einzog, sah das Stadion noch so aus, war allerdings seltenst so gefüllt, wie auf dieser Abbildung. Der Werksclub hatte kaum Fans und gewann auch in der Erstklassigkeit nur langsam an Attraktivität.

Ein Jahr Bundesliga sah das Preußenstadion von Münster, da die Heimmannschaft bei Gründung der Bundesliga Aufnahme gefunden hatte. Namhaftere Westvereine blieben draußen, zum Teil (Aachen) nicht nachvollziehbar. Düsseldorf und Rot-Weiss Essen z.B., weil sie in den fünf Jahren vor Bundesligagründung nicht ununterbrochen der Oberliga angehört hatten, ebenso wie Mönchengladbach.

Stolze vier Jahre, von 1969 bis 1973 gehörte Oberhausen der Bundesliga an (Platzierungen: 14., 16., 15., 18.), stellte 1971 mit Lothar Kobluhn - erstmals ein Mittelfeldspieler - den Torschützenkönig und war erste Bundesligastation für u.a. Kliemann, Tenhagen, Hollmann und Ditmar Jakobs, den vortrefflichen Libero des Vizeweltmeisters von 1986.


Natürlich Rostock, Stachel im Fleisch manches Eintrachtfans. Der Legende nach soll hier der Eintracht am 29.05.1992 der Meistertitel gestohlen worden sein. Ob das stimmt oder nicht, das Stadion ist häßlich, für Fußball eher ungeeignet und der Abriß nicht zu bedauern.

Der 1.FC Saarbrücken gehörte der Bundesliga insgesamt viermal an, u.a. im ersten Spieljahr, blieb aber nur einmal länger als eine Saison im Oberhaus.

Der Aufstieg des SSV Ulm machte Ralf Rangnick in Fußballdeutschland bekannt, wenngleich er im ersten und einzigen Bundesligajahr schon nicht mehr verantwortlich war. Das Stadion ist weißgott nicht berühmt.

Das ist genau das Stadion, das dieser Club verdient.

Etwas ganz besonderes: nicht nur eine Laufbahn sondern auch noch eine Radrennbahn trennt im Stadion am Zoo in Wuppertal die Zuschauer vom Spielfeld. Der WSV schaffte es einmal als Bundesliganeuling (1972/73) auf den 4. Platz. Es folgten Platz 16 (damals weder Abstiegs- noch Relegationsplatz) und Platz 18 und vorbei war es mit Bundesligafußball im Schatten der Schwebebahn.

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